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  Selbstpflücker

Geschichte des Hofes

 
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Richtfest 9.11.1828: Eigentümer Andreas Justus Kruse hinterließ seine Initialen und die seiner Ehefrau (Lucie Sophie Hedewig Kruse) über dem Eingang des neu erbauten Wohnhauses.

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2. Standbein: Neben der Landwirtschaft florierte der Handel mit auf dem Hof destilliertem Schnaps, der unter dem Namen "Heidkämper" verkauft wurde. Erst 1939 wurde die alte Brennerei (l.) mit ihrem auffallend hohem Schornstein abgerissen.
In 4. Generation: Johann Dietrich Ulken (M., †1936) kaufte den Hof 1919. Seitdem ist er in Familienbesitz. Das Foto zeigt ihn mit seiner Frau Ida (†1955) und drei seiner Kinder: Dietrich (l., †1977), Alma (†1979) und Wilhelm (†1961), dem Großvater des heutigen Betreibers.


Eine Handvoll Gutsherren, viel Schnaps und ein geheimnisvolles Geschäft

Wer verlässliche Informationen über Gebäude, Menschen und Eigentumsverhältnisse in vergangenen Jahrhunderten sucht, muss sich meistens mit zwei Quellen zufrieden geben: Pastoren und Versicherungen. Die 1. Gruppe betrieb mit ihren "Seelenregistern" früh eine Art regionale Volkszählung. Und die Versicherer wollten schon damals genau wissen, wem welcher Hof gehört, damit nicht der Falsche im Schadensfall entschädigt wird.
In diesem Fall hatte die Kirche die Nase vorn: Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1822. Der örtliche Pastor schrieb ins Seelenregister von Fikensholt (damals noch zuständig): "Anbauery in der Heide, dem Kruse in Rastede gehörend. Bewohner: Albert Bartels aus Schweiburg, 14.02.1780 (...)" Bauer Bartels wohnte also mit Frau und Kind als Mieter von Andreas Justus Kruse auf dem Hof und lebte von dem, was der Betrieb in der Heide hergab.

1828 musste die damals vermutlich kleine Hofstelle einem Neubau weichen: Besitzer Kruse baute ein neues Wohngebäude mit Stallungen und Schnaps-Brennerei. Spätestens jetzt nahm auch die Brandkasse Notiz: Die Gebäude wurden schriftlich "zu 3000 Reichstahler taxiert", "Amtseinwohner Kruse" als Eigentümer registriert.

Die Brennerei war übrigens kein Hobby, sondern ein ausgeklügeltes Geschäftsmodell: Mit der anfallenden Maische wurden die Tiere gefüttert.

1837 übernahm der Fikensholter Gutsherr Hermann Albers Land und Gebäude (s. Auszug rechts).

Auszug aus dem Brandkassenregister von 1794:

 
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der Eigenthümer.






Amtseinwohner Kruse
zu Rastede
1828 Decbr.5. Dessen Ehefrau Lucie
Sophie Hedewig gebr, Kunsten-
bach, da nach der Erklärung
des Amtseinwohners Kruse
die fraglichen Gebäude irrig
auf seinen Namen geschrie-
ben sind und stets Eigenthum
seiner Ehefrau, als Besitzerin
der obigen Köppenschen Be-
sitzungen bey Westerstede
gewesen sind.
(1837) seit 1836 Decbr.14 durch
öffentlichen gerichtlichen Kauf
Hermann Albers.
41 Jahre gehörte der Hof zum Gut - wenn auch die Eigentumsverhältnisse innerhalb der Familie verschiedenen Veränderungen unterworfen waren.

Der Wagenmacher Eilert Dierks gab 1877 das kürzeste Gastspiel in der Geschichte des Hofes: 24 Tage nachdem er mit den Fikensholtern handelseinig geworden war, verkaufte er an Johann Friedrich Ficken. Die Hintergründe dieses Geschäfts blieben im Dunkeln.

Klar ist nur, dass der neue Herr viel vom Destillieren verstand: Seine nächste Verwandtschaft betrieb in Lindern die große Schnaps-Brennerei Ficken. Vermutlich war es deshalb auch keine Frage, dass es einen Neubau geben wird, als 1889 die Brennerei abbrannte.

Sie blieb bis 1939 in Betrieb. Inzwischen aber unter der Obhut von Johann Dietrich Ulken, der 1919 aus der Nähe von Bremerhaven in seine Heimat zurückgekehrt war, wo er im selben Jahr den Hof sowie ein Stadthaus in Westerstede erwarb.
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Johann Dietrich Ulken mit seiner 2. Frau Ida. Porträt von 1903.
Johann Dietrich Ulken wohnte selbst nie auf dem Hof. Er zog das Leben im Stadthaus an der Wilhelm-Geiler-Str. 7 vor. Heute beherbergt der klassizistische Bau mit dem auffälligen goldenen Löwen über dem Eingang (gegenüber der Polizeiwache an der Wilhelm-Geiler-Straße) das Ingenieurbüro Börjes und steht unter Denkmalschutz.

Den Hof bewirtschafteten seine Söhne: Zuerst Dietrich als Pächter, später Wilhelm (ab 1939) als Eigentümer. Im selben Jahr wurde auch die letzte Flasche Korn Marke "Heidkämper" auf dem Hof abgefüllt. Der Brennmeister war gestorben, einen Nachfolger gab es nicht. Das Gebäude wurde abgerissen.

Wilhelm Ulken gab den Hof früh in die Hände seiner ältesten Tochter Irmgard (1923-2001). Während dieser Zeit war die Viehwirtschaft ein bedeutender Wirtschaftsfaktor auf dem Hof.
1964 wurde deshalb der direkt ans Wohnhaus grenzende alte Kuhstall abgerissen und durch einen moderneren Neubau ersetzt, der heute noch für die Mutterkuhhaltung genutzt wird.

Irmgard Dietrich zog sich 1992 aus der Hofwirtschaft zurück. Ihr jüngster Sohn Dierk Warband übernahm den Hof und unterzog ihn zusammen mit seiner Frau Gesine einer Neuausrichtung der landwirtschaftlichen Aktivitäten: die Spezialisierung auf den Erdbeer- und Spargel-Anbau. Das erforderte einen weiteren Umbau des Hofes. Ställe für die Schweinehaltung - inzwischen komplett aufgegeben - wichen einer modernen Wirtschaftshalle mit integriertem Kühlhaus.

Vier Generationen im Überblick
 
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Johann Dietrich Ulken
Wilhelm Ulken
Irmgard Dietrich
Dierk Warband